Eine Herkulesaufgabe ohnegleichen

    Für Basel-Stadt waren die Folgen der COVID-Pandemie vielleicht noch dramatischer als für andere Schweizer Städte

    Die COVID-19-Pandemie ist und bleibt für das Team des Standortmarketings und für die Aussenbeziehungen des Kantons Basel-Stadt eine Herkulesaufgabe. Insbesondere für eine Stadt wie Basel, die viel Image und Wertschöpfung dank ihrer Eventdichte und der gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Angebote generiert.

    (Bilder: Bilderarchiv Kanton Basel-Stadt) Basel als Messestandort – das Image hat stark gelitten. Nicht nur aufgrund der wegen der Pandemie nicht durchgeführten Messen und Kongresse. Dieser Aspekt wird auch dem Standortmarketing zu schaffen machen.

    Quo vadis Basel-Stadt? Wird Basel wegen der COVID-Pandemie kurz- oder mittelfristig von einer attraktiven europäischen Kleinstadt mit viel Strahlkraft in Europa und sogar weltweit zu einer ganz normalen Schweizer Stadt ohne so genannter USP (Unique Selling Propositions = Alleinstellungsmerkmale)? Wie meistert das Team um Sabine Horvath, Abteilungsleiterin für Standortmarketing und Aussenbeziehungen, die Lage?

    Sabine Horvath stand und steht betreffend des Standortmarketings noch immer vor einer Herkulesaufgabe.

    Sabine Horvath, welche Auswirkungen hatte, beziehungsweise hat Corona auf Ihr Tagesgeschäft?
    S. Horvath: Die Pandemie hatte und hat nach wie vor grosse Auswirkungen. Die Pflege der Aussenbeziehungen ist eingeschränkt, wir hatten geschlossene Grenzen und Flughäfen, abgesagte Sessionen in Bundesbern und viele annullierte Treffen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Auch mussten Aktivitäten im Rahmen unserer Städtepartnerschaften und Kooperationen in den USA, in China, Südkorea und Japan verschoben werden. Diese Situation, verbunden mit den Absagen von Festivals, Messen und Märkte sowie Sportveranstaltungen verlangten von uns ein neues Verständnis für Standortmarketing.

    Welche «Themen» und Aktionen stehen derzeit und in den nächsten Monaten – vorausgesetzt es kommt keine allzu grosse «zweite COVID-Welle» auf uns zu – bei Ihnen im Marketing und bei der Imagepflege beziehungsweise beim Branding des Standorts Basel im Fokus?
    Ein Dauerauftrag besteht darin, die Positionierung Basels im internationalen Standortwettbewerb zu fördern. Entsprechend gilt es gezielt und ohne Bescheidenheit auf die Standortstärken aufmerksam zu machen und die nationalen, trinationalen und internationalen Aussenbeziehungen auf die Interessenslage unserer Region auszurichten. Und natürlich geht es darum, bestehende Veranstaltungen wieder durchzuführen und zu unterstützen sowie neue Grossveranstaltungen für Basel gewinnen zu können.

    Der Tag der Märkte: Immerhin können unter anderem wieder Markthändlerinnen und Markthändler auf Umsatz hoffen.

    Worauf sind Sie besonders stolz bezüglich des Umgangs während dieser für ein Standortmarketing schwierigen Zeit?
    In einer Zeit der Krise wäre es vermessen, über Erfolge zu sprechen. Wir haben in unseren Zuständigkeitsbereichen versucht, den Schaden zu minimieren und die Direktbetroffenen bestmöglich zu unterstützen. Hierzu zählen etwa die Markthändlerinnen und Markthändler, die vom Marktverbot existenziell betroffen waren. Inzwischen sind die Märkte in der Innenstadt wieder geöffnet und ein spezielles Werbetram macht auf das vielfältige Angebot an regionalen und selbstproduzierten Frischwaren auf den Stadt- und Quartiermärkten aufmerksam.

    Gab es auch Fälle, bei welchen Ihre Massnahmen nicht fruchteten und warum sind diese gescheitert?
    Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit eine schnellere Grenzöffnung möglich gewesen wären, aber die Kompetenzen lagen hier bei den Landesregierungen und nicht in den Grenzregionen.

    Was sind Ihre grössten Herausforderungen, um die von Ihnen in diesem Spätsommer 2020 gewählten Massnahmen optimal umzusetzen, beziehungsweise in Gang zu bringen?
    Die Schwierigkeit besteht im täglichen Seiltanz zwischen der angestrebten Rückkehr zur Normalität und der Verhinderung einer Verbreitung des COVID-19-Virus. Es wird eine Herausforderung bleiben, hier die richtige Balance zu finden.

    Auch die Herbstmesse wird 2020 nicht stattfinden – ein herber Schlag für das Standortmarketing.

    Welche Auswirkungen hatte Corona in Bezug zur gesamten Problematik mit der aktuellen nicht so positiven Entwicklung des Messestandorts Basel und was bedeutet das für die Stadt Basel und für Ihr Standortmarketing?
    Die Pandemie hat ja zu vielen Absagen von Messen, Festivals, Ausstellungen und Sportveranstaltungen geführt, was für den Veranstaltungsort Basel desaströs ist. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf die nächsten Veranstaltungstermine. Wir leiden mit den Veranstaltern und dem Publikum mit und versuchen für die Anliegen der Veranstalter zu sensibilisieren und bestmöglich zu unterstützen.

    Welche sonstigen negativen Auswirkungen hat die Corona Pandemie auf die Stadt Basel? Wird das ein Problem darstellen für Ihr Standortmarketing? Wie treten Sie dem entgegen?
    In dem wir nicht voreilig Abstriche machen und alles Mögliche unternehmen, um die Projekte, Dienstleistungen und Vorhaben am Laufen zu halten. Am Beispiel der Basler Herbstmesse gilt es nach der erfolgten Absage im 2020 nun einen würdigen Rahmen für die Lancierung des Jubiläumsjahres anlässlich des 550-jährigen Bestehens der Basler Herbstmesse zu finden. Im internationalen Umfeld gilt es, mit unseren Städtepartnern neue Rahmenbedingungen für die Umsetzung der laufenden Programme auszuhandeln und so weiter.

    Die Tourismus-Branche leidet. Die Wertschöpfung ist – auch bei den indirekt betroffenen Dienstleistungsbetrieben – massiv schlechter als in den Jahren zuvor. Gibt es Fallzahlen oder eine Einschätzung für die nahe Zukunft?
    Basel hat einen hohen Anteil an Geschäftstourismus und dieser ist dramatisch eingebrochen. Auch im Freizeittourismus ist es für die Städte schwierig, da in der Pandemiezeit mehr Raum und Luft gefragt ist. Dort, wo dieser vorhanden ist, etwa im Basler Zolli, sieht die Situation weniger schlimm aus, als beispielsweise in Museen oder Konzertsälen. Gemäss unseren Kolleginnen und Kollegen von Basel Tourismus wird das Jahr 2020 einen Rückgang der Logiernächte um rund zwei Drittel verzeichnen. Ich wünsche mir sehr, dass sich Basel dank seiner besonderen Stellung als weltweit führender Forschungsstandort und viel beachtete Kulturmetropole schnell von dieser Pandemie erholt und die hohe Lebensqualität in unserer Stadt wieder voll zum Tragen kommt. Und dass wir gesund bleiben!

    JoW
    Interview: Daniele Ciociola

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