«Gefahrenherd» Schulweg?

    Sicherheit der Baustellen entlang der Schulwege sorgt auch 2017 für Aufregung

    Das Thema um die Sicherheit der Schulwege ist ein Dauerbrenner im Stadtkanton. In Basel-Stadt werden seit Jahren Unmengen von Baustellen betrieben. Im Sommer 2017 erreicht man diesbezüglich einmal mehr einen neuen «Peak». Das bringt viele Herausforderungen mit sich. Besonders, wenn man bedenkt, wie viele Grossbaustellen entlang der Schulwege anzutreffen sind und wie heikel gewisse Passagen besonders für die jüngsten Primarschülerinnen und -schüler zu bewältigen sind.

    (Bilder: JoW) Eine typische Situation, die für Primarschulkinder eine Herausforderung darstellen: Baustelle auf dem Schulweg.

    Entlang der Engelgasse in Basel wurde die Situation seit Monaten zusehends unübersichtlicher. Die Grossbaustelle, die sich über die gesamte, zirka ein Kilometer lange Strasse erstreckt, sorgte seit langer Zeit für Sorgenfalten bei vielen Eltern. Drei Schulen, davon eine Sekundar- und eine Primarschule befinden sich in diesem Quartier. Die Erst- und Zweitklässler/innen empfinden den Schulweg als Stress und müssen beim Bewältigen auf mehr Sicherheitsfaktoren und Gefahrenherde achten, als ihnen lieb ist. Manche haben auch Angst. Dabei werden Eltern ja offiziell aus pädagogischen Gründen dazu angehalten, schon sehr früh die Kinder den Schulweg alleine meistern zu lassen. Nicht wenige lassen die Kinder mit einem mulmigen Gefühl alleine zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad bewältigen. In Elternratssitzungen war die Schulweg-Sicherheit ein Hauptthema und es wurden von Elterndelegierten auch die nötigen Kontakte zu den verantwortlichen Stellen geknüpft, um zu sensibilisieren.

    22 Prozent der Strassenübergänge für Kinder anspruchsvoll oder gefährlich
    Die Situation an der Engelgasse ist eine von vielen derzeit in Basel-Stadt. Rund 3’800 Strassenquerungen haben Verkehrsinstruktoren der Kantonspolizei Basel-Stadt zusammen mit Mitarbeitenden des kantonalen Grundbuch- und Vermessungsamts seit 2014 auf ihre Sicherheit überprüft, wie die Verantwortlichen den Medien berichteten. Geprüft wurden die möglichen Schulwege gemäss Polizei aus kinderpsychologischer Sicht. Dabei seien etwa Sichteinschränkungen wie parkierte Autos oder Elektrokästen sowie die Verkehrsintensität berücksichtigt worden. Beurteilt wurden die meisten Querungen in beide Gehrichtungen, weil dabei unterschiedliche Gefahren feststellbar sein können. Ebenfalls untersucht wurde, ob die Trottoirs genügend breit und damit sicher für Kinder sind.Das Resultat hinterlässt eine gewisse Ambivalenz, ist beruhigend und unbefriedigend zugleich. So sollen rund 78 Prozent der Strassenübergänge für Kinder geeignet sein und werden demnach als Schulweg empfohlen. Gut 470 Übergänge stellen an Kindern eine erhöhte Anforderung, und 247 seien anspruchsvoll. 17 Querungen werden derzeit von der Verkehrspolizei als Schulweg dringend abgeraten.

    Die Resultate sind auf dem elektronischen Stadtplan des Kantons Basel-Stadt im Internet ersichtlich. Dort wird jeder untersuchte Strassenübergang entsprechend kategorisiert. Dieses Angebot soll Eltern ermöglichen, für ihre Kinder den geeignetsten Weg zum Kindergarten oder Schulhaus zu finden. Die elektronische Hilfe sei allerdings kein Ersatz für das Training auf der Strasse, hiess es weiter.

    Wichtig bei der Beurteilung für die Schulweg-Sicherheit: Sichteinschränkungen wie parkierte Autos oder Elektrokästen, die Baustellenabsicherung sowie die Verkehrsintensität.

    «Ablaufen des Schulweges vor Schulbeginn»
    Nun stehen wir kurz vor den grossen Sommer-Schulferien und im August werden wieder neue Primarschülerinnen und -schüler sich alleine auf den Weg zur Schule machen. Für die Erstklässler/innen eine Herausforderung. Und auch für die Verantwortlichen des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt. Wir haben bei Bruno Fiechter, Ressortleiter Verkehrsprävention der Kantonspolizei Basel-Stadt, genauer nachgefragt.

    Nach den Sommerferien 2017 werden wieder Hunderte neuer Primarschüler/innen zum ersten Mal den Schulweg alleine bestreiten. Sind bis dahin die neuralgischen Zonen und Kreuzungen aufgehoben oder speziell gesichert worden?
    Bruno Fiechter: Eine spezielle Sicherung oder Aufhebung der neuralgischen «Zonen oder Kreuzungen» lässt sich nicht realisieren, da der normale Individualverkehr fliessen muss. Wie bereits erwähnt ist das Ressort Verkehrsprävention in engem Kontakt mit dem Dienst für Verkehrssicherheit und versucht wo immer möglich die problematischen Stellen zu minimieren, zumal sämtliche Baustellen sporadisch durch die Baustellenverantwortlichen begutachtet werden.

    Welche Herausforderungen sind zu beachten bei der Unterscheidung zwischen Baustellensicherung für Erwachsene und Baustellensicherung für Kinder auf dem Schulweg? Reichen die Präventionskampagnen Ihrer Ansicht nach aus?
    Bruno Fiechter: Mit ihren Präventionskampagnen versucht das Ressort Verkehrsprävention den Individualverkehr zu sensibilisieren, sei dies mit Plakaten an neuralgischen Orten, wie auch durch grossflächige Aufdrucke an BVB-Bussen. Präventionsmassnahmen müssen in solchem Mass publiziert werden, dass bei der Zielgruppe der erwünschte Warneffekt und keine Sättigung eintritt. Die Baustellensicherungen müssen immer so gestaltet werden, dass sie gleichermassen für Erwachsene wie auch für Kinder eine höchstmögliche Sicherheit bieten. Als Erziehungsberechtigte ist es durchaus auch angezeigt, dass man sich auf die Sehhöhe des Kindes begibt, um so die Sichtweise des Kindes zu realisieren, welche nicht immer derjenigen von Erwachsenen entspricht.

    JoW


    Die Tipps der Experten

    • Das Ressort Verkehrsprävention der Kantonspolizei Basel-Stadt empfiehlt den Erziehungsberechtigen vor der Festlegung des anstehenden Schulwegs, diesen auf dem Basler Online Schulweg (BOS) virtuell abzulaufen. Die Strassenquerungen sind durch Fachleute auf ihre Sicherheit begutachtet worden, welche sich nicht immer mit der subjektiven Sicherheit eines normalen Bürgers deckt. Im Weiteren empfiehlt die Verkehrsprävention, die Route gemeinsam mit dem Kind zu begehen und es auf mögliche Gefahrenquellen aufmerksam zu machen. Dabei kann die richtige Überquerung des Fussgängerstreifens – oder wo notwendig die Fahrbahn – geübt bzw. vertieft werden («warte, luege, lose, laufe»; «Rad steht, Kind geht»). Nicht der kürzeste Weg ist der Beste, sondern der sicherste Weg ist der Beste (ein kleiner Umweg kann sich lohnen). Ist es nicht der Stolz eines jeden Erziehungsberechtigen, den ersten Kindergarten- oder Schultag gemeinsam mit dem Kind zu beginnen?
    • Zur Schulanfangszeit gilt natürlich auch der grosse Appell an alle anderen Verkehrsteilnehmer, Rücksicht zu nehmen auf die Kinder und sich daran zu erfreuen, dass für diese ein neuer, einschneidender Lebensabschnitt begonnen hat.
    • Durch ihre Verkehrspräventionskampagnen will das Ressort Verkehrsprävention eine gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer erreichen, so dass sich alle Individuen sicher auf der Strasse bewegen können und somit Unfälle vermieden werden.
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