Muttenz als «Epizentrum» der Schweizer Innovation-Fans

    Gewinnt ein Unternehmen aus der Region die Swiss Innovation Challenge?

    Am 29. Oktober 2018 findet der so genannte «Final Pitch» bei der Swiss Innovation Challenge statt, wo 25 Finalisten um den Titel des Schweizer «Innovations-Meisters» konkurrieren. Vier davon sind aus der Region und werden an der Fachhochschule Nordwestschweiz am Standort Muttenz ein «Heimspiel haben».

    (Bild: Pexels) Innovation, Ideenreichtum und die Motivation zu deren Umsetzung gehören zu den grossen und effizientesten Triebfedern in unserer Wirtschaft und Arbeitswelt

    In der letzten Ausgabe berichteten wir über die Startup-Szene in Basel und der Unterstützung des Projektes «Innovation Basel» für die innovativen Unternehmen in der Region. Nun wollen wir uns jenen fünf innovativen Projekten aus der Region widmen, die sich bis in den Final des Swiss Innovation Challenge vorkämpften und nun auf den grossen Coup hoffen. Ein Sieg würde nicht nur das Preisgeld von 45’000 Franken einbringen, sondern viel Prestigegewinn, Publizität und Glaubwürdigkeit erzeugen. Das sind wichtige Faktoren, um sich auf dem Markt danach die besten Businesspartner und Finanzierungsmodelle zu sichern.

    Prestigegewinn, Publizität und Glaubwürdigkeit für die Finalisten
    Die Swiss Innovation Challenge wurde 2014 von der Wirtschaftskammer Baselland, der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) ins Leben gerufen. Der Gewinner wird am Tag der Wirtschaft der Wirtschaftskammer Baselland vor 3‘000 Gästen gekürt. Zu gewinnen gibt es ein Preisgeld von gesamthaft 45‘000 Franken. Der Gewinner der letztjährigen Challenge war das Biotech-Startup Topadur. Die Challenge versteht sich als nationales Innovationsförderprogramm für Startups und KMU mit innovativen Produkten. «Etwa dreiviertel der Teilnehmern sind in der Regel Startups oder potentielle Gründer mit einer innovativen Idee», sagt Stefan Philippi, Dozent am Institut für Unternehmensführung an der FHNW (Quelle: startupticker.ch).

    (Bild: Swiss Innovation Challenge) Die Wirtschaftskammer Baselland hat die Swiss Innovation Challenge im Jahre 2014 zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) ins Leben gerufen

    Coaching und Mentoring inklusive
    Das Coaching ist ein zentrales Element der individuellen Förderung in der Swiss Innovation Challenge. Gegenstand des Coachings können der Business Plan, funktionale Aspekte wie Marketing, Finanzierung, Produktion, Innovation- oder Internationalisierungsprozesse sowie Motivations- und Verhaltensaspekte sein. Coaching kann nur erfolgreich sein, wenn dieses auf einem Dialog basiert, die Bereitschaft besteht, konstruktives Feedback zu erhalten und mit einem Aktionsplan operationalisiert werden. Auch Mentoring ist wichtig. Das Ziel des Swiss Innovation Challenge Mentoring-Programms ist es, den innovativen KMU und Startups eine erfahrene Führungspersönlichkeit zur Seite zu stellen, damit diese mithilft, das Innovationsprojekt möglichst so zu verbessern, dass die Erfolgschancen für eine erfolgreiche Markteinführung und damit auch im Swiss Innovation Challenge steigen. Weil Erfahrung nicht an Seminartagen angeeignet oder an einem Networking-Event erworben werden kann, soll diese Komponente in einem entsprechenden Austausch im Mentoring-Programm in das Innovationsprojekt einfliessen (Quelle: Swiss Innov. Challenge).

    Innovation aus der Region
    Die Challenge läuft über 8 Monate in drei Phasen ab, die jeweils mit einer Ausscheidungsrunde – einem Pitch – abgeschlossen werden. So sind von den anfänglich 100 Teilnehmern am Final Pitch am 29. Oktober an der FHNW in Muttenz noch 25 Finalisten mit dabei. Darunter befinden sich 20 Startups, deren Produkte von gekühlten Komposteimern bis hin zu digitalen Vorsorgelösung reichen.

    (Bild: zVg. FHNW / trinat) Hier an der FHNW im neuen Muttenzer Campus wird der «Final Pitch» über die Bühne gehen

    Spannend wird es auch für vier Unternehmen aus der Region, die da wären: Beyeler & Fischer aus Bubendorf sowie VIAC, Maxwell Biosystems und yband therapy AG jeweils aus Basel.

    Die Firma Beyeler & Fischer mit CEO Andreas Beyeler und Sascha Fischer an der Spitze hat sich dem innovativen Strassenbau verschrieben. Sie entwickelten die Auffahrrampe FLEYG, welche eine klapperfreie Überfahrt über Stahlplatten im Strassenbau ermöglicht. Ein interessantes Projekt, da das oft unterschätzte Thema Lärmbelästigung diesbezüglich oft ein Thema bei Anwohnern von Baustellen ist.

    Maxwell Biosystems seinerseits entwickelt und vermarktet eine elektrophysiologische Zellbildgebungsplattform für Hochdurchsatzverfahren zur Beschleunigung der Medikamentenentwicklung. Es ist die fortschrittlichste Plattform zur Abbildung von Hirnzellen für die Untersuchung des klinischen Potentials von Medikamenten. Deren Technologie kann die präklinische Wirkstoffentwicklung und die Neurowissenschaften insgesamt massgeblich vorantreiben. Die Firma hat bereits 2017 einen Förderpreis gewonnen, der mit 100’000 dotiert war.

    Sehr stark beeinflusst vom unaufhaltsamen Trend der Gamification hat «yband» ein Produkt entwickelt, das Schlaganfall- und Schädelhirntraumapatienten mit Hilfe von Spielen im Rehabilitationsprozess motiviert. yband therapy AG wurde 2015 von Christoph Rickert und Samuel Bauer gegründet. Sie hatten die Idee für ein interaktives, selbsterklärendes Therapiesystem zur professionellen Förderung der Arm- und Handfunktion. Es wurde viel Herzblut, Zeit und Energie in die Idee investiert. Ein Tracker am «yband» Armband zeichnet alle Armaktivitäten auf und die Smartphone App visualisiert die Fortschritte und bietet zusätzlich die Möglichkeit, therapierelevante Informationen mit dem Therapeuten auszutauschen.

    Und schliesslich geht am «Final Pitch» auch das Projekt VIAC an den Start: Mit der VIAC-App kann die 3. Säule rein digital eröffnet und verwaltet werden. «Wir sind überzeugt, dass wir mit der bis ins kleinste Detail optimierten Lösung einen Weg aufzeigen, wie sich unsere Generation gegen die drohenden Probleme der Altersvorsorge wappnen kann. Die Idee entstand aus dem eigenen Bedürfnis nach einer einfachen, verständlichen und vor allem effizienten Vorsorgelösung. Die private Vorsorge wird in der Zukunft unabdingbar und muss ohne Hürden für die Masse zugänglich sein», so VIAC Initiant Daniel Peter. Interessant ist, dass auch die WIR Genossenschaft mit Sitz am Auberg 1 in Basel dieses Projekt, welches den zweiten Platz beim Schweizer Finetech Award belegte, unterstützt und als Sitz fungiert. Das macht VIAC gemäss Postadresse zu einem «Basler Projekt». Dass es eine Nachfrage gibt für die App zeigt, folgende Bestandesaufnahme: 63% der Kunden sind jünger als 40. «Es freut uns sehr, dass wir hier vor allem jene Personen erreichen konnten, die die Vorsorge mit den Problemen in der ersten und zweiten Säule am nötigsten haben» heisst es auf der Website des Unternehmens.

    JoW


    Spannende Projekte

    Auch andere Projekte haben es in den Final geschafft. Hier eine interessante Auswahl:

    • Avantyard hat mit Freezyboy den funktionalen Komposteimer entwickelt, der den organischen Küchenabfall auf -5 Grad Celsius herunterkühlt.
    • Mittels der HoloLens, einer AR-Brille, können Experten per Livestream audiovisuelles Feedback zu Konstruktions- oder Reparaturprozess geben, ohne dabei vor Ort zu sein.
    • In Situ Energy hat eine Strom-Community ins Leben gerufen, bei welcher der Konsument den Strom aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen beziehen kann. Per App wird ausserdem der Stromverbrauch geregelt.
    • Interprefy ist eine Cloud-basierte Plattform, die das simultane Ferndolmetschen an Konferenzen und anderen Veranstaltungen ermöglicht.
    • Die Online-Plattform INVOLY von One Sky sammelt Daten aus einem Netzwerk von verkleinerten Kontrolltürmen, welche zur Kollisionsvermeidung zwischen Drohnen und dem Flugverkehr beitragen soll.
    • KomedHealth ist eine Kommunikationsplattform, welche die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Gesundheitsspezialisten erleichtern soll.
    • Kompotoi stellt klimapositive Toilettenkabinen – sogenannte Komposttoiletten – aus Holz her, die keine Chemikalien verwenden.
    • Die Software PARQUERY ermittelt anhand von Bildanalysen die Parkplatzbelegung sowie die exakte Parkdauer und ermöglicht so Prognosen zur Nutzung von Parkplätzen.
    • Die Softwareplattform Biomarker Optimisation Software System (BOSS) analysiert biologische, klinische und digitale Datenströme um unter anderem Medikamentenziele, Krankheitsmechanismen und Biomarkers zu identifizieren.
    • Die virtuelle Produktentwicklungssoftware SkeletonCAx soll den Entwicklungsprozess von Maschinenbauprodukten beschleunigen.
    • SONECT hat eine App entwickelt, mit der Nutzer in jedem Geschäft, das Sonect-Lösungen anbietet, Geld abheben können.
    • Touchless Automation bietet berührungslose Manipulationslösungen für die Montage von Mikrokomponenten an.
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