Was kann ich selbst gegen Stau tun?


    Ratgeber


    Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik hat sich in den letzten 10 Jahren die Anzahl der erfassten Staustunden auf den Nationalstrassen beinahe verdoppelt. Dies in erster Linie wegen den grösseren Verkehrsmengen. Aber können wir als Verkehrsteilnehmende selbst etwas gegen Stau tun? Ja, da gibt es tatsächlich ein paar Tipps.

    (Bild: pixabay)

    Wenn der Stau allerdings mal da ist, ist es schwierig: Die Staus zu umfahren bringt meist keinen Zeitgewinn, weswegen auch selten eine Umfahrungsempfehlung abgegeben wird; zudem führt dies zu weiteren Staus auf den untergeordneten Strassen. Darum ist es umso wichtiger, dass Staus erst gar nicht entstehen: Das Vermeiden von Fahrten (z.B. Home Office oder Fahrgemeinschaften), Umsteigen auf den ÖV oder das Velo oder die Fahrt früher oder später anzutreten, entlastet zwar die Strassen und andere stehen dann weniger lang im Stau; aber oft ist dies gar nicht möglich. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, die den Verkehrsfluss verbessern; allerdings unter der Bedingung, dass möglichst viel diese auch einhalten. Manchmal reichen leider bereits ein paar Wenige, die schneller unterwegs sein wollen als die Anderen, so dass alle früher und länger im Stau stehen.

    Nicht zu dicht auffahren, aufmerksam sein
    Fahren Fahrzeuge bei hohem Verkehrsaufkommen zu nahe hintereinander, kommt es oft zu unverhofften Bremsmanövern. Oft muss man auch unvermittelt bremsen, weil man aufgrund einer Ablenkung verzögernde Fahrzeuge zu spät bemerkt. Das führt zwangsläufig zu einer Kettenreaktion und sogenannte Stauwellen entstehen. Viele wundern sich über diese Staus, die scheinbar ohne Grund auftauchen.

    Spurwechsel möglichst vermeiden
    Im dichten Verkehr führen auch Spurwechsel meist zu Bremsmanövern der nachfolgenden Fahrzeuge. Deswegen sollte im zähfliessenden Verkehr auch nicht dauernd auf die scheinbar schnellere (andere) Spur gewechselt werden. Der eigene Zeitgewinn ist meist minimal, dafür entstehen für die nachfolgenden Fahrzeuge viel grössere Zeitverluste; deswegen sind Drängler eigentlich Egoisten, die Stau produzieren.

    Assistenzsysteme nutzen, gleichmässig fahren und Geschwindigkeiten einhalten
    Nutzen Sie Assistenzsysteme wie den Abstandstempomat. Dies fördert einen homogenen Verkehrsfluss. Bleiben Sie trotz Assistenz- und Warnsystemen aber immer aufmerksam; noch erlauben diese keine vollautomatische Fahrt und das Fehlverhalten anderer führen zu plötzlich notwendigen (automatischen) Bremsmanövern. Bei dichter werdendem Verkehr werden oft die Geschwindigkeiten reduziert, meist auf 80 km/h. Dies ist die Geschwindigkeit, bei der am meisten Verkehr passieren kann. Bitte halten Sie diese Empfehlungen ein.

    «Reissverschluss» richtig anwenden
    Leider wird das korrekte Vorfahren beim Spurabbau bis zur Engstelle – trotz gesetzlicher Regel – oft noch immer als vermeintliches Drängeln empfunden. Aus Angst, nicht reingelassen zu werden, scheren viele deswegen zu früh auf die durchgehende Spur ein. Dies ist fatal für den Verkehrsfluss, weil dadurch aus einer Engstelle mehrere werden.

    • (Grafiken: astra.admin.ch/knigge) Das richtige Verhalten bei Spurabbau (links) und Einfahrt auf die Autobahn kann Stau verhindern.

      Bei Spurabbauten ist das Reissverschlusssystem obligatorisch. Nutzen Sie dabei im dichten Verkehr beide Spuren bis zum Hindernis. Vor dem Hindernis lässt jeder Verkehrsteilnehmende auf der weiterführenden Spur (nur) ein Fahrzeug von der abgebauten Spur vor sich einfädeln.

    • Bei Einfahrten hat der Verkehr auf der Autobahn Vortritt. Nutzen Sie eine genügend grosse Lücke zum Einfädeln und achten Sie auf Fahrzeuge im toten Winkel. Gebrauchen Sie den ganzen Beschleunigungsstreifen, um Ihr Tempo anzupassen und fädeln Sie bei stockendem Verkehr gemäss dem Reissverschlussprinzip in die Autobahn ein.

    Gefragt ist also gegenseitige Rücksichtnahme, das Einhalten der Verkehrsregeln und Toleranz. Gerade im dichten Verkehr profitieren alle davon. Wenn der Stau einmal eintritt, kriegen wir ihn nicht so schnell wieder weg. Und nicht vergessen: Bei Stau Rettungsgasse bilden!

     

     

    Maj Christian Egeler,
    Chef Verkehrspolizei

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