«Ich bin dann mal weg … oder doch nicht?»

    Auswandern bedeutet noch lange nicht, dass man seinen Job in der Schweiz aufgeben muss. In Zeiten des Online-Wissenstransfers mit den neuen Tools und Methoden sind auch für Bildungsfachleute, die online lebendig, spannend und professionell unterrichten können, keine Grenzen gesetzt. So auch bei Veronika Wilks.

    (Bild: zVg) Veronika Wilks: «Ich arbeite, wenn der Rest der Familie und Freunde Feierabend haben oder bereits schlafen. Da ist eine positive Einstellung und eine gute Absprache Gold wert. Dafür habe ich freie Vormittage.»

    Veronika Wilks hat es getan: Sie ist ausgewandert. Aber gleichzeitig musste sie einen ihrer Jobs, der ihr stark am Herzen liegt, in der Schweiz nicht aufgeben. Sie ist im Frühling mit ihrer Familie nach Australien gezogen und arbeitet weiter für die Lernwerkstatt Olten (LWO). Von da aus gestaltet sie Info-Events und unterrichtet online im Lehrgang «SVEB-Zertifikat Ausbilder/in». Sie arbeitet zudem in der Administration und ist Teil des Beratungsteams der LWO und eine Ansprechperson für Gleichwertigkeitsbeurteilungen. In der Schweiz würde sie teilweise an der Geschäftsstelle in Olten arbeiten. Daniel Herzog, CEO der Lernwerkstatt: «Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden Familie, Beruf und Freizeit gut vereinbaren können. Im Zeitalter von Home-Office spielt es für uns keine Rolle, ob unsere Mitarbeitenden in Olten, Solothurn oder eben in Hermit Park weit weg in Down Under am anderen Ende der Welt sitzen.» Mit einem Schmunzeln ergänzt er: «In der Anfangsphase musste ich einzig daran denken, Veronika Wilks nicht mit einem nachmittäglichen Teams-Call in der Nachtruhe zu stören.»

    Für Veronika Wilks war die Planung dieser neuen Lebenssituation die Realisierung eines Herzensprojekts. Ihr Mann ist Australier. Als sie das Projekt «In Australien leben» konkret besprochen hatten, war eine wichtige Entscheidungshilfe, wie es beruflich weitergehen solle. Besonders mit der Lernwerkstatt Olten. «Die ganze Geschäftsleitung hat sehr positiv auf meine Anfrage zur möglichen Weiterarbeit unter diesen Voraussetzungen reagiert. Der anschliessend positive Entscheid hat sich wie ein Lottogewinn angefühlt», so Veronika Wilks. Die Abklärungen, was es alles braucht, und was berücksichtigt werden müsse, war aufwändig: «Ich arbeite heute auf Mandatsbasis für die LWO und bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und Offenheit. Wenn man auf einem anderen Kontinent lebt, braucht alles mehr Zeit. Das Einkaufen, der Arztbesuch, die Behördengänge und der Linksverkehr». Da von Anfang an eine Arbeit zu haben, bei welcher man routiniert ist und liebt, sei eine wertvolle Stabilität im Alltag. «Glamauswandern» nennt sie diese Lösung. Wir haben mit Veronika Wilks gesprochen und sie zu ihren Erfahrungen befragt.

    Veronika Wilks, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht, den Lehrgangsteilnehmenden so fern und doch so nah zu sein?
    Veronika Wilks: Es ist eine interessante Erfahrung! Ich sass mit Ventilator und Sommeroutfit auf der einen Seite und auf der anderen Bildschirmseite die Teilnehmenden in Winterkleidung. Ich geniesse die Kurstage mit den Teilnehmenden in der Schweiz sehr. Die Sprache und Kultur sind bekannt, während ich mich in der Freizeit mit einer neuen Kultur und Sprache auseinandersetze, was sehr inspirierend ist. Ich habe festgestellt, dass ich Raum und Zeit(-ver­schiebung) vergesse, wenn ich in der Interaktion mit den Teilnehmenden bin. Das ist immer ein tolles Erlebnis.

    Die Entwicklung der Online-Tools ist rasant. Für Sie wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt, weiterhin aus der Distanz so kundennah wie möglich zu unterrichten. Welche Tipps haben Sie für jene, die ähnlich arbeiten wollen oder vielleicht bald mal müssen?
    Bei den Online-Tools verwende ich gerne ein paar wenige, die aber gekonnt. Das ist wichtig. Man muss nicht alle nutzen, lieber dafür einige wenige, die man absolut beherrscht und bei welchen man sich wohl fühlt. Die Kundenfreundlichkeit der Tools ist dabei entscheidend. Ausserdem muss man auch inhaltlich «up to date» bleiben und sich immer weiterentwickeln, offen sein für Neues. Was auch nicht zu unterschätzen ist: Ich lese Schweizer Publikationen ähnlich intensiv wie auch jene aus Australien. Es ist für mich wichtig zu wissen, was in der Schweiz läuft, damit ich am Ball bleiben kann und auf aktuelle Geschehnisse eingehen kann. Was bewegt die Schweiz? Welche Themen sind aktuell? Ebenfalls lese ich Zusammenfassungen von Fachbüchern, die mich interessieren. Dies auch in beiden Sprachen. Die Zeitverschiebung darf man nicht unterschätzen. Ich arbeite, wenn der Rest der Familie und Freunde Feierabend haben oder bereits schläft. Da ist eine positive Einstellung, eine gute Absprache und Organisation Gold wert. Dafür habe ich freie Vormittage.

    Welche Methodik und Didaktik wenden Sie beim Online Learning an?
    Durch eine eigene Weiterbildung, an der ich online teilgenommen habe, habe ich sehr profitiert, die Teilnehmersicht zu erleben. Ich gestalte den Onlineunterricht möglichst abwechslungsreich. Sei es von der Sozialform her, aber auch von der Methodik. Dazu gehören, eigene Gedanken einzubringen, im Team Lösungen zu finden, Gruppengespräche durchzuführen, sich selbst zu reflektieren oder Theorie-Inputs zu besprechen. Immer abgestimmt auf das Thema und den Verlauf des Unterrichtes. Mein Tipp: Die Teilnehmenden dazu einladen, das Mikrofon zu öffnen, wenn es die Umgebung zulässt. Das macht den Onlineunterricht persönlicher. Es macht nichts, wenn jemand hustet oder sich räuspert, das gehört dazu. Es hilft aber Diskussionen zu führen, ohne Unterbruch.

    JoW


    Kurstipp: SVEB

    Veronika Wilks unterrichtet im Lehrgang «SVEB-Zertifikat Ausbilder/in». Diese Lehrgänge gelten als Grundausbildung für Kursleitende und Praxisausbildende. In der Schweiz verfügen über 63’000 Personen über den Abschluss und haben sich so neue Karrierechancen in der attraktiven Bildungs-Branche eröffnet.

    • Dauer: 14 Ausbildungstage während 4 bis 6 Monaten
    • Durchführung: Blended Learning (Kombination von Präsenz- und Online-Unterricht)
    • Orte: 30 Kursorte in der Schweiz
    • Termine: Jährlich 90 Angebote
    • Preis: 4290 Franken
    • Subventionen: 50% Kursgeldrückerstattung in Form von Bundes-Subventionen bei Besuch der aufbauenden Module und Abschluss «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis».
    • Vorteile: Durchführungsgarantie, verpasste Kurstermine können in einem Parallellehrgang besucht werden.
    • Veranstalter: Lernwerkstatt Olten

    Weitere Infos: www.sveb-1.ch

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